Niemals hätte ich gedacht, dass ich selbst einmal aufgrund meines Engagements, fachlichen Input zu teilen und den Austausch zu fördern in der digitalen Welt angegriffen werde. Ein wahrer Shitstorm brach aus… Der Vorwurf, der im Raum stand: Es ginge ausschließlich um Werbung, auf der Suche nach Projekten oder Referenzen. Als Engagement wurde eine (kostenlose) Auftaktveranstaltung zu einer Reihe zum Thema „Führung und Vertrauen“ in den Augen eines Teilnehmenden nicht gesehen.
Ein Einschreiten der Betreiber des Forums blieb zunächst aus. Nachdem der Beitrag des einen Teilnehmenden noch Unterstützung von anderen Menschen fand, die nicht bei der Veranstaltung dabei waren, war mein Entschluss gefasst: In diesem Rahmen engagiere ich mich nicht mehr.
Ein Fingerschnipp, und das Vertrauen ist fort
Rückblickend betrachtet ist dies ein Paradebeispiel, wie schnell Vertrauen verloren gehen kann. Engagement in unbekanntem Terrain ist immer ein Risiko. Und genau dazu braucht es Vertrauen. Vertrauen ist nicht eindeutig definiert. Im Gabler Wirtschaftslexikon heißt es:
„Vertrauen ist die Erwartung, nicht durch das Handeln anderer benachteiligt zu werden; als solches stellt es die unverzichtbare Grundlage jeder Kooperation dar… In Interaktionssituationen steht Vertrauen stets im Zusammenhang mit Verantwortung; Akteure, denen Vertrauen geschenkt wird, haben die Verantwortung, dieses in ihrem eigenen Interesse zu honorieren.“
Als Vertrauen Schenkende war ich bereit, mich verletzlich zu zeigen, wohl in dem Wissen, dass es ein nicht kalkulierbares Restrisiko gibt. Das habe ich getan, und das Risiko ist eingetreten. So ist das also mit dem Vertrauen.
Der Weg zurück
Spannend ist der Weg zurück ins Vertrauen. Diese unschöne Erfahrung ist abgespeichert und wird mich in manchen Kontexten vorsichtiger agieren lassen.
Anerkennen, was ist, ist der entscheidende erste Schritt, gefolgt von der Fokussierung auf sich selbst: Die Basis von Vertrauen ist unser Selbstvertrauen. Bevor ich Vertrauen schenken kann, muss ich mir selbst vertrauen können. Das gelingt, indem ich Klarheit über meine eigenen Kompetenzen und Fähigkeiten gewinne (Klarheit im Innen).
Klarheit im Außen ist der nächste Schritt auf dem Weg zurück ins Vertrauen, nicht nur mit sich selbst, sondern auch mit der Welt da draußen: Von je her war und ist sich der Mensch bewusst, dass außerhalb der eigenen vier Wände Risiken lauern. Bei der Laufrunde vertraue ich darauf, dass der entgegen kommende Hund auf sein Herrchen oder Frauchen hört und „wirklich nichts tut“. Als Fahrradfahrer vertraue ich darauf, dass der Autofahrer an der roten Ampel wirklich hält. Beim Impfen vertraue ich darauf, dass ich den Impfstoff und nicht NaCl Lösung verabreicht bekomme.
„Vertrauen ist die Erwartung, nicht durch das Handeln anderer benachteiligt zu werden…“
Und wenn es doch passiert, dann ist das selten eine böse Absicht.
Und so komme ich zum letzten Schritt auf dem Weg zurück ins Vertrauen: Das ist der Mut, sich erneut den Risiken zu stellen. Das ist vermutlich der schwierigste Schritt, denn da ist ja noch die Angst.
„Mut ist, wenn man Angst hat und trotzdem springt“
singt Sarah Lesch in ihrem Lied „Da draußen“. Und es gibt Tage, da sind wir mutiger als an anderen. Das ist vollkommen normal.
Das Risiko bleibt
Wie es bei mir weiterging? Die Motive hinter den Äußerungen des kritischen Teilnehmenden meiner Veranstaltung werden über den Status von Annahmen und Mutmaßungen nicht hinaus gehen. Schade ist der entstandene Schaden. Solche Foren leben vom Engagement von Menschen, die ihr Wissen bereitwillig teilen. Wer sollte nach dem Shitstorm noch freiwillig aktiv werden? Das ist aber nicht mein Tanzbereich.
Ich bin wieder ins Vertrauen gesprungen und habe Veranstaltungen durchgeführt, weil ich auf meine Fähigkeiten vertraue und weil ich nicht nur an mich glaube, sondern auch an meine Mitmenschen, die wissen, was Wertschätzung, Respekt und Anstand ist, wohl in dem Wissen, dass immer ein Restrisiko bleibt.